Kleider machen Leute Teil II

Im ersten Teil meines Artikels hatte ich mich mit Unterwäsche befasst. Nun sollten wir uns etwas anziehen, damit wir keine neugierigen Blicke auf uns ziehen. Jetzt geht’s mit der Kleidung los. Wenn’s kalt wird, möchten wir vielleicht einen Pulli überziehen. Das ist auf Deutsch ganz einfach, denn in der Regel gibt’s nur ein Wort. Wir Briten mögen gern etwas mehr Auswahl und sagen pullover, sweater oder jumper. Und hier fängt das Chaos schon an. Ein sweater ist für uns Briten nur ein Pulli und nichts anderes. Meistens ist ein sweater etwas dicker als ein normaler Pulli, aber nicht zwingend. In der denglischen Modewelt bedeutet das Wort Sweater aber meistens ein Sweatshirt – eher ein lässiges Kleidungsstück für Sport oder nur zum Herumhängen. Meine amerikanische Freundin, Diana, hat nie verstanden, warum ich immer wieder behauptete ich hätte viele jumpers. Jumpers nennen die Amerikaner Strickkleider. Strickkleider heißen bei uns einfach knitted dresses. Pullunder haben wir übrigens nicht. Pullunder sind auf Englisch kurioserweise tanktops. Knitted waistcoats habe ich auch schon gehört, wenn sie Knöpfe haben oder für ältere Herrschaften gedacht sind.

Nun kommen wir zu den Hosen. Briten sagen trousers dazu, aber Amerikaner pants. Pants sind für uns Briten etwas ganz anderes (siehe Teil I!) Shorts sagen wir zu Shorts, aber bei uns ist eine Shorts stets in der Mehrzahl:

„Your shorts ARE red“

Dasselbe gilt übrigens für das Wort trousers, jeans oder leggingsimmer in der Mehrzahl.

Wenn ich mich für ein Geschäftsessen schick machen möchte, ziehe ich ein Kostüm an. Ein Kostüm heißt auf Englisch nicht costume sonder suit. Ein costume ist eher etwas, was ich im Theater auf der Bühne anziehen würde. Wenn ich einen Hosenanzug trage, ist er ein trouser suit. Herrenanzüge sind immer suits.

Ein Kleid ist übrigens ein dress. Wenn wir ein ganz besonders schickes Kleid zu einem Fest aussuchen, sagen wir Briten oft frock, oder ein posh frock (edles Kleid).

Beim nächsten Shopping Trip nach London seid ihr nun sprachlich bestens ausgerüstet und könnt direkt die Kleidungsstücke eurer Wahl ansteuern. Übrigens: das Kapitel Schuhe ist auch interessant – dort gibt’s auch viele verwirrende Termini. Aber genau wie die Anzahl der Schuhe, die die meisten Frauen besitzen, reicht hier der Platz nicht aus…

10 Antworten to “Kleider machen Leute Teil II”

  1. Alexandra Says:

    Im Katalog eines bekannten deutschen Versandhauses für Sport & Freizeit bin ich letztens über das Wort tight (Singular!) gestolpert. Es bezeichnete dort stets eine eng anliegende Rad- oder Laufhose …

  2. Sally Massmann Says:

    Ja – danke! Noch ein weiteres Beispiel von diesem Denglisch-Unsinn. Wenn überhaupt sagen wir „tights“ (Mehrzahl), aber dann nur, wenn Damenstrumpfhosen gemeint sind. In diesem Fall sagen wir Briten „track suit bottoms“ – aber ich habe auch den amerikanischen Begriff „sweat pants“ gehört. Tight heißt bei uns nur „eng“.

  3. Tony Mellor-Stapelberg Says:

    Alles ganz richtig, mit vielleicht einer Ausnahme: Pullunder = tanktop? Eigentlich weiß ich überhaupt nicht, was ein tanktop ist – ich bin wohl zu alt – aber ein Pullunder ist für mich eindeutig „a sleeveless pullover“. For puzzled Germans: it isn’t a question of it going over or under other clothing, but simply that – in contrast to a cardigan – you pull it over your head. Whether it has sleeves or not.

  4. Tony Mellor-Stapelberg Says:

    Oh and by the way: of course you all know what you get if you cross a sheep with a kangaroo? – A woolly jumper.

  5. Sally Massmann Says:

    Ich glaube man merkt, dass ich ein Kind der 60er- und 70er-Jahre bin. Garstige Tanten haben mir Tanktops gestrickt, die ich allerdings toll fand. Ein Blick auf Fotos dieser Zeit zeigt mir, dass sie leider ein Fashion Mistake waren!

  6. Oliver Günther Says:

    Ich versteh ja nicht viel vom Übersetzen. Aber ein Tank-Top geht jawohl auf die amerikanischen/englischen Panzerbesatzungen zurück. In den früheren Panzern war es -ob der Abwärme der Motoren, später der analogen Zielrechner- ziemlich heiß und die Jungs müssen höllisch geschwitzt haben. Im Gegensatz zu den frostköddeligen (viel Spaß mit dem Begriff an alle Übersetzer) deutschen Besatzungen. Die trugen nämlich so genannte Panzerkombis (Panzerkombinationen), die -möglicherweise falsch- als Overalls eingedenglischt wurden und jetzt überall so heißen. Zurück zu den Tank-Tops: meines Verständnisses nach sind Tank-Tops die männliche Ausführung von Spaghettiträger-Tops, Paradebeispiel James Dean; haben also anstelle der Spaghettiträger etwas breitere Träger, die sich zur eigentlich umhüllenden Silhoutte nach unten konisch-konkav verbreitern – oder wie man im Deutschen auch sagt „Unterhemden“, nur nicht feingerippt. Und das schließt wieder den Bogen zur weiblichen Unterwäsche; in dem Fall dem Unterhemd, das eben keine breiten Träger hat. Für mich ist ein Tank-Top also nichts anderes als ein (männliches) Unterhemd. Sieht bei Lara Croft natürlich toll aus. Aber so kommt man bei Übersetzungen halt auch mal in’s philosophieren …

  7. Sally Massmann Says:

    Man lernt nie aus! Warum habe ich mich nie gefragt, wo dieses (für mich) unsinnige Wort herkam? Ich dachte immer es ruht daher, weil die falschen Leute sie oft tragen – so dass sie wie Tanks (Fettklopse) drin aussehen. So, so. Und Lara Croft ist die einzige, die in solchen Unterhemden gut aussieht. Nicht mal Heidi schafft das.

  8. Oliver Günther Says:

    Naja, als ich das Wort das erste Mal gelesen hab (H&M-Beilage in der HAZ?), musste ich zuerst an die Türme = top (die rundlichen Dinger mit der Kanone auf dem Tank) denken. Nun hatte das Abbild (ca. 20a, Gr. 36, 75C) nun optisch gar nichts mit einem Panzerturm, höchstens mit zweien, zu tun. Blieb ja nur die Erklärung mit der „Kleidung“ der Panzerbesatzungen. Ich meine, Burt Lancaster sieht (neben Lara Croft) in „Verdammt in alle Ewigkeit“ („From here to eternity“) auch ganz toll darin aus … Aber der war damals (im Film) bei der Navy?!

  9. juliakaczmarczyck Says:

    Gehört nicht ganz hier hin, aber für Japaner sind pants (pantsu) Unterhosen und ein dress (doresu, um die Quote an überflüssigen Vokalen zu füllen) ein formelles Kleid, während ein Alltagskleid ein one piece (wan piisu) ist. Ich finde eh, die Japaner mit ihrem Engrish sind fast so schlimm wie wir Deutschen mit unserem Denglisch. Beispiel: „Ich leihe mir ein rent-a-car!“ „Ich habe mein eigenes my car!“

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